Die erste Frage ist schnell beantwortet: Keins ist besser als das andere, beide haben ihre Stärken und Schwächen. Nur wann sollte man zu welchem System greifen?
Als erstes sollte man sich fragen, wo das Hauptaugenmerk des jeweiligen Projektes liegt. Will man primär ein Forum betreiben und zusätzlich dazu ein gutes CMS (oder auch Shop, Downloads, Galerie, etc.), dann ist IC die erste Wahl, denn da bekommt ihr alles „aus einem Guss“. Wollt ihr eigentlich nur ein Forum ohne die ganzen Extras, dann nehmt nicht Invision. Nehmt XenForo, WoltLab oder gleich eins der Next Gens, das ist ganz egal.
Plant ihr eine wirklich komplexe Seite mit verschiedenen Content-Typen und eventuell einem kleinen Supportforum, dann fahrt ihr mit WP besser. Ausserdem habt ihr mit WordPress viel mehr Möglichkeiten, euren Content ansprechend zu präsentieren.
Braucht ihr für eine Firma beispielsweise einen simplen One-Pager, der optisch dafür richtig was hermacht, liegt ihr mit IC total daneben. Wollt ihr allerdings digitale Inhalte verkaufen und euren Kunden für den Support eine Forum-Software erster Klasse bieten, solltet ihr überlegen ob die Anschaffung der Community nicht doch die richtige Wahl ist. Denn eins ist klar, IC ist nichts für Bastler oder Hobby-Admins, dafür ist die Software spätestens seit der Umwandlung in das Classic-Paket alternativ zur Cloud definitiv zu teuer (USD 199,- im Jahr. bzw. 19,- im Monat).
Womit wir zum Thema IC-Cloud kommen, die ist selbstverständlich noch etwas teurer. Dafür müsst ihr euch halt um nichts selber kümmern, seid allerdings auf den Support seitens IPS angewiesen. Ihr könnt also nicht schnell selber eingreifen, wenn die Seite lahmt, oder gar nicht mehr erreichbar ist, sondern nur hoffen, dass dort jemand zeitnah auf eure Hilferufe reagiert.
Dafür habt ihr dann auch einige Features mehr, als bei der Selfhosted-Version (Courses, Live-Topics, konvertieren von Videos in der Gallery usw.). Invision Power Service verdient halt an einem Cloud-Kunden wesentlich mehr als an einem „normalen“, logischerweise wollen sie möglichst viele Kunden dazu bewegen, diesen Service auch zu nutzen.
Doch nun zurück zu WordPress, denn das ist mittlerweile viel mehr als nur eine Blogging-Software. IPS Pages ist zwar ein sehr gutes CMS, kann aber definitiv nicht mit WP mithalten. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass sie zu sehr in der Suite verzahnt ist, was allerdings eine logische Konsequenz ist und nicht anders geht. Das macht es halt manchmal unflexibel und überkompliziert. Manches lässt sich eben einfach nicht mit Pages umsetzen, das fängt schon damit an, dass man einen Record nicht mehreren Kategorien zuordnen kann. Autarke Taxonomien für jede Datenbank oder gar Anwendung in der Suite sind ebenfalls nicht möglich. Ich weiss, meckern auf höchstem Niveau, die meisten werden das eh nie brauchen, aber bei sowas fängt’s halt an. Wie gesagt, Pages ist wirklich gut, aber im Endgame zieht es den kürzeren.
Was das Erstellen von Inhalten angeht, geht der Punkt ebenfalls an WordPress. Der hauseigene Editor Gutenberg ist der Wahnsinn, wenn man sich erst einmal reingearbeitet hat. Dagegen ist das veraltete Teil das Invision verwendet absoluter Müll (sry, ist halt so). Wem er nicht so zusagt, oder zu kompliziert ist, kann ihn jederzeit deaktivieren.
Im Frontend wird der Pagebuilder aktuell immer weiter ausgebaut, was anspruchsvolles Gestalten der Inhalte um die Artikel drumherum auch für Laien immer einfacher macht. Bei IC kann man im Gegensatz zur Konkurrenz (XF) zwar auch eine Menge an Blocks direkt live per Drag & Drop anordnen, allerdings nicht zu komplex.
Kommen wir zum Preis, denn der ist Null, WordPress ist komplett gratis. Nicht zuletzt deshalb dominiert WP mit über 40% das Netz. Dazu könnt ihr aus rund 60.000 gratis Plugins wählen, von denen die meisten allerdings Lite-Versionen von kostenpflichtigen Erweiterungen sind.
Was jetzt kommt gilt für beide Systeme, denn „aufmotzen“ könnt ihr IC ebenfalls mit zig Erweiterungen: Weniger ist oft mehr! Umso mehr Plugins oder Applications ihr installiert, umso instabiler wird euer System, umso grösser ist die Chance für Angreifer durch eben diese Erweiterungen in ein an sich sicheres System einzusteigern und umso mehr leidet oft die Performance unter unnötigen Spielereien.
Nicht zu vergessen was ist, wenn die Basissoftware ein Update bekommt und eine wichtige Erweiterung nicht mehr kompatibel ist? Was ja eines der Hauptargumente für IC ist, denn da bekommt ihr alles wichtige aus erster Hand vom Entwickler direkt.
Am Schluss möchte ich nur eines noch kurz anmerken: Kommt nicht auf die Idee, verschiedene Systeme miteinander zu verbinden (bridgen), früher oder später werdet ihr es bereuen, das ist eine Tatsache. Nicht nur deshalb war mir das verfassen dieses Artikels so wichtig.